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Liebe Leserin, lieber Leser,
manchmal habe ich an dieser Stelle schon über die Ess- und Schlafgewohnheiten meiner Kollegen auf Reisen berichtet. Heute würde ich, wenn Sie nichts dagegen haben, diese Serie fortsetzen.

Sie können sich als Leser des SZ-Sport-am-Wochenende sehr glücklich schätzen, Texte über die Biathlon-WM in Hochfilzen zu lesen. Denn dass meine Kollegin Saskia Aleythe in Tirol überhaupt eine Unterkunft finden würde, das war eine Woche vor der WM plötzlich fraglich. Denn an einem Freitagabend um 19.09 Uhr wurde ihr das über den Veranstalter reservierte Zimmer abgesagt - Hotel überbucht. Zwar bot derselbe Veranstalter ein paar Tage später noch eine Alternative an, doch da war es schon zu spät. Die Kollegin wohnt nun 40 Kilometer von Hochfilzen entfernt in einem Ort namens Kössen, sieben Kilometer von der deutschen Grenze entfernt. Der Weltverband IBU bemüht sich allerdings nach Kräften, die Journalisten nicht zu verstimmen. So beschreibt es Saskia Aleythe in ihrem Text über ein Medien-Dinner am Freitagabend.

Nach Gemütlichkeit zu streben ist eine menschliche Angewohnheit. Gemütlich wollte der Weltverband IBU den Freitagabend bestreiten, nachdem diese Biathlon-WM durch die Dopingprobleme des Sports so rau begonnen hatte. Man lud ins "Wellnesshotel" ein, Holzvertäfelung, Weinempfehlungen, weiße Rosen als Deko. Die volkstümliche Bläser- und Akkordeon-Kombo war schon von Tisch zu Tisch gezogen, da trat Anders Besseberg vor die versammelten Gäste. Hinter ihm eine Zwischenwand, darauf prangte im goldenen Rahmen groß die Aufschrift: "Haussegen". Gut ausgelotet und absolut gerade.

Vordergründig geht es in dem Text allerdings weder um das Ambiente, noch um die gebotenen Speisen (Kräuterschaumsüppchen und Lachs), sondern um den IBU-Präsidenten Besseberg, einen 70 Jahre alten Mann militärischer Prägung, dessen Eifer in diesem gewollt feierlichen Rahmen noch ein wenig skurriler wirkte. Besseberg nahm den von Dopingproblemen gebeutelten Sport in seiner eigenen Realität wahr. Er rief: „Nothing! Will! Overshadow! Our beautiful sport!" Es war ein wenig peinlich.

Ein wenig peinlich wirkt derzeit auch das Gebaren der Verantwortlichen bei Borussia Dortmund. Nach der 1:2-Niederlage beim Tabellenletzten Darmstadt am Samstag sprach Trainer Thomas Tuchel von einer „Bestätigung dessen, was wir diese Saison zeigen" – was man durchaus als eine Spitze im internen Dortmunder Kulturkampf um die Hoheit bei der Kadergestaltung werten konnte. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke hatte da das Stadion schon verlassen, wie Tobias Schächter beobachtete. Um die vielfältigen Probleme des BVB geht es auch im Kommentar zur Lage der Liga.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre und einen schönen Sonntag.

Sebastian Fischer, SZ-Sportredaktion
Der Spieltag
DIE LAGE DER LIGA. Der FC Bayern hat seit Jahren nicht mehr so bieder gespielt. Doch der alte und wohl auch neue deutsche Meister profitiert von Problemen in Leipzig und Dortmund, die nicht nur mit Fußball zu tun haben. Der Kommentar.

INGOLSTADT BAYERN 0:2. Der Tabellenführer siegt im Stile der Dusel-Bayern mit zwei Toren in der Nachspielzeit, analysiert Maik Rosner. Es überzeugt zwar nur die Defensive - doch Carlo Ancelotti will in der Champions League nichts ändern. Auch in Ingolstadt scheitert Thomas Müller beim Versuch, mal wieder ein Tor zu erzielen. Am Ende der Partie gelingt ihm allerdings die Vorlage zum Siegtreffer. Außerdem: Die Einzelkritik.

LEIPZIG
HAMBURG 0:3. Hamburgs Verteidiger Kyriakos Papadopoulos, vor ein paar Wochen noch Leipziger, fügt RB eine empfindliche Pleite zu, beobachtet Javier Cáceres.

LEVERKUSEN
FRANKFURT 3:0. Vor dem Spiel kursiert die Kunde, Trainer Roger Schmidt werde entlassen. Nach dem Sieg wirkt sie deplatziert, notiert Milan Pavlovic.

DARMSTADT – DORTMUND 2:1. Schwache Dortmunder unterliegen beim Tabellenletzten. Trainer Thomas Tuchel urteilt hart: Sein Team sei "gnadenlos durchgefallen". Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke verlässt das Stadion vorzeitig. Tobias Schächter erkennt "Zweifel an der Mentalität". Das mit Zugängen gespickte gegnerische Darmstädter Team siegt dagegen mit alten Tugenden. Überragender Akteur: Der schon als "Opa" verspottete Hamit Altintop.

SCHALKE – HERTHA 2:0. Anstelle des erfolglosen Rumpelfußballs der Hinrunde schlägt der FC Schalke die Hertha mit schnellen und flachen Kombinationen, analysiert Jörg Strohschein. Die Erkenntnis des Abends: Schalker sind lernfähig.

BREMEN
GLADBACH 0:1. Werder Bremen rutscht durch die 0:1-Niederlage gegen Gladbach auf den Relegationsplatz. Sportdirektor Frank Baumann kündigt Konsequenzen an - für die Spieler, nicht den Trainer.
  

MAINZ
AUGSBURG 2:0. Erstmals in diesem Jahr zeigt der FSV Mainz 05 wieder seinen typischen Fußball - und Bojan Krkic ein paar Tricks, beschreibt Tobias Schächter. Trainer Martin Schmidt ist vorerst zufrieden - aber spricht auch eine Warnung aus.

DIE SONNTAGSSPIELE. Im fortgeschrittenen Fußballeralter wird Mario Gomez auf einmal zur Führungskraft. Beim kriselnden VfL Wolfsburg, der am Sonntagnachmittag (15.30 Uhr) die TSG Hoffenheim empfängt, beschreibt Carsten Scheele. Timo Horn ist einer der wichtigsten Spieler beim 1. FC Köln. Doch seit er verletzt ist, genießt Ersatztorwart und Fan-Liebling Thomas Kessler das Vertrauen auf Zeit, auch gegen den SC Freiburg (17.30 Uhr) - und so lange wie noch nie zuvor.
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Was noch im Fußball geschah
KLOPPS LIVERPOOL GEGEN TOTTENHAM: Der FC Liverpool gewinnt nach dem schlechtesten Jahresauftakt seit 20 Jahren wieder ein Spiel: Gegen Tottenham setzen sich Jürgen Klopps Tempofußballer durch - auch weil ihnen wieder ein Gegner Raum dazu lässt. "Anfield feiert wieder", notiert Sven Haist.

TSV 1860 MÜNCHEN: Kai Bülow steht überraschend in der Startelf der Löwen - und erzielt prompt den entscheidenden Treffer gegen den Karlsruher SC. Die Sechziger verschaffen sich durch den 2:1-Sieg Luft im Abstiegskampf, beobachtet Markus Schäflein.
Was noch im Sport geschah
BIATHLON-WM: Er dachte schon, Gold sei futsch - doch dann erlebt der deutsche Biathlet Benedikt Doll in Hochfilzen einen sagenhaften Augenblick. Saskia Aleythe beschreibt ihn als "Weltmeister der Winzigkeiten". Erstaunlich: Vom Thema Anti-Doping will die Internationale Biathlon-Union eher wenig wissen, obwohl die Indizien für Regelverstöße einem Gewitter gleichen, sieht der Verbandspräsident nur Sonnenschein: "Nothing will overshadow our beautiful sport!"

EISSCHNELLLAUF-WM: Die deutschen Eisschnellläufer gehen im Training eigene Wege und sammeln nun bei der Weltmeisterschaft fleißig Medaillen. Für den gebeutelten Verband kommen die Erfolge unerwartet, analysiert Alexander Mühlbach.

SKI-WM:
Dichter Nebel im Mittelabschnitt der Strecke lässt die Männer-Abfahrt nicht zu. Da der Zeitplan bei der Ski-WM eng getaktet ist, wird das Rennen bereits am Sonntag nachgeholt. Matthias Schmid beschreibt die Situation in St. Moritz.

US-SPORT:
Dass die Dallas Mavericks nach einer schwachen Saison doch noch in den Playoffs landen könnten, liegt an einem kleinen Mann namens Yogi: Spielmacher Ferrell kam aus den Basketball-Niederungen.

RUGBY:
Frankreichs Nationalteam galt als eines der besten der Welt. Inzwischen häufen sich Niederlagen, die Liga floriert. Der Grund ist ein aus dem Fußball bekanntes Phänomen. Tobias Schächter erkennt "Das Premier-League-Problem".
Schlusspfiff
"Wenn ich an den Schießstand komme, geht meine Mutter immer in den Keller."  — Biathlon-Weltmeister Benedikt Doll über seine vorherigen Schießleistungen, nachdem er im Verfolgungsrennen der WM in Hochfilzen fehlerfrei blieb.

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