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Liebe Leserin, lieber Leser,
über den direkten Einfluss der Maskottchen auf das Geschehen in der Fußball-Bundesliga gibt es kaum Erkenntnisse. Oft sind sie so zottelig, dass man sich fragt, wie sie die Einlasskontrollen vor den Stadiontoren passieren konnten, manchmal hüpfen sie reichlich tumb vor Freude am Spielfeld umher, zuweilen stapfen sie auch wütend auf dem Rasen herum. Irgendwie gehören sie dazu zum Spielbetrieb, auch wenn sie als verkleidete Komparsen selten im offiziellen Spielbericht auftauchen.

An diesem Samstag in Gelsenkirchen war das anders. Da trat Erwin in Erscheinung. Was für ein Wesen dieser Erwin ist, lässt sich schwer sagen, klar ist nur, dass dieser Schalker Knappe eine zu große Nase hat, eine zu kleine Klappe trägt und vermutlich aus dem Mund schaut – jedenfalls hat er keine Augen im Kopf. Trotzdem entdeckte Erwin nach dem 1:1 gegen Dortmund nicht nur die rote Karte auf dem Boden, die Felix Zwayer offenbar aus der Brusttasche gefallen war – sondern sah es auch als angebracht an, dem Schiedsrichter Rot zu zeigen. „Maskottchen zeigt Schiri rote Karte", so eine Geschichte hat es in 54 Jahren Fußball-Bundesliga noch nicht gegeben. Unser Kollege Ulrich Hartmann hat sie erlebt:

„Das Spiel war soeben abgepfiffen, als das Schalker Maskottchen "Erwin" dem Schiedsrichter Felix Zwayer die rote Karte zeigte. Es wollte sie ihm eigentlich nur zurückgeben, die Rote Karte lag nach Spielschluss nämlich im Gras, aber Zwayer nahm sie nicht an. Erstens, weil er nicht glaubte, dass es seine war. Und zweitens, weil Erwin sie ihm wirklich wie bei einer Bestrafung vor die Nase gehalten hatte. Das 150. Pflichtspiel-Revierderby zwischen Schalke 04 und Borussia Dortmund endete mit tumultartigen Szenen, nachdem bis zur 53. Minute sehr wenig passiert war.
… Schiedsrichter Zwayer wirkte nach dem Vorstoß des Maskottchens offenbar so konsterniert, dass schon darüber spekuliert wurde, ob Erwin nun eine Sperre durch das DFB-Sportgericht drohe: „Wenn das bestraft wird, gehen wir in die mündliche Verhandlung - Erwin wird dann vorgeladen, kommt in Uniform nach Frankfurt und erscheint im Kostüm vor Gericht. Wir sollten alle schön nach Hause fahren und Erwin in Ruhe lassen."


Ganz und gar nichts mit einem Maskottchen gemein hat Bastian Schweinsteiger, auch wenn ein gewisser Jose Mourinho ihm bei zuletzt bei Manchester United kaum mehr als diesen Zustand gönnte. Nun gut, er hat sich dafür entschuldigt und Schweinsteiger ziehen lassen in das Land der begrenzten Fußballmöglichkeiten, wo Reporter glauben, dass Chicago Fire dank seiner neuen Nummer 31 aus good old Football-Germany sogar die Weltmeisterschaft gewinnen könne.

Schweinsteiger hat zu viel erlebt in seiner grandiosen Karriere, als dass ihn so etwas noch wundern oder gar umhauen könnte. Am Samstagmorgen hat @BSchweinsteiger bei Twitter ein Foto gepostet mit seinen Fußballschuhen, seinem neuen Trikot und den nichtmal 140 Zeichen: „Good morning! I'm ready for my first match for @ChicagoFire!" Ein gewisser @Juergenum8 hat dieses Foto retweetet und erwidert:" Well, I guess I have to be ready, too."

Und so war SZ-Korrespondent Jürgen Schmieder aka @Juergenum8 am Abend bereit für ein denkwürdiges Debüt, das der 32-Jährige Oberaudorfer da in Chicago erlebte. Schmieder notiert:

Rammstein. Natürlich. Was sonst? Als Bastian Schweinsteiger zum Aufwärmen auf den Platz kommt, da spielen sie das Lied "Du Hast" der deutschen Rockband. Schweinsteiger scheint das zu gefallen, er lächelt. Als ihm ein weiblicher Fan beweist, dass sie auf Deutsch bis zehn zählen kann, da grinst er sogar. Dann sieht er sich um. Das ist sie also, seine neue Heimat als Fußballprofi: ein Stadion in einem Industriepark im Südwesten von Chicago, zwischen Güterbahnhof und Regionalflughafen. 20.000 Menschen passen rein, bei seinem ersten Spiel für Chicago Fire gegen Montréal Impact sind 15.103 da - und die sehen eine Partie, die so wirkt, als hätte die Profiliga MLS per Dekret angeordnet, dem Zugang den Einstand so fröhlich wie möglich zu gestalten.
Schweinsteiger verhielt sich bei der Partie, die 2:2 endete, zunächst so, als müsse er auf der Michigan Avenue im Stadtzentrum von Chicago den Verkehr ordnen. Er schickt seine Mitspieler in Position, bedient sie mit ein paar Fußgelenk-Pässen - und dann schießt er schnell mal ein Tor."


Das Spiel ging 2:2 aus, und welchen Anteil Schweinsteiger daran noch hatte, beschreibt Jürgen Schmieder hier: in der aktuellen Ausgabe „Sport am Wochenende".
Dort lesen Sie außerdem Storys zum 26. Bundesliga-Spieltag – und warum Ronald Koeman wenig hält von Jürgen Klopp: „Ich mag keine Trainer, die die ganze Zeit auf Schiedsrichter und Linienrichter einschreien und bei jedem Tackling eine große Show machen. Sie sind verrückt." Koeman übrigens verlor mit Everton 1:3 gegen Klopps Liverpool.
Maskottchen, Heilsbringer, Verrückte – wir wünschen Ihnen einen angenehmen Sonntag, gern auch in Gesellschaft normaler Menschen. Und viel Spaß beim Lesen der aktuellen Ausgabe.

Ihre SZ-Sportredaktion
Der Spieltag
DIE LAGE DER LIGA. Nach dem 1:1 im Revier-Derby feiern vor allem die Schalker: weil sie den BVB, ihnen in der Tabelle mal wieder weit voraus, ins Schwitzen bringen können. Wie sich Schalke langfristig entwickelt, bleibt offen. Philipp Selldorf kommentiert: "Derbygefühle - auch ohne Schönheit und Esprit".

SCHALKE DORTMUND 1:1. Fader Beginn, skurriler Mittelteil, furioses Finale: Das Ruhrderby steigert sich minütlich. Am Ende drehen sich die meisten Diskussionen um eine Maske, ein Maskottchen namens Erwin und einen nicht gegebenen Handelfmeter: "Erwin sieht Rot", berichtet Ulrich Hartmann aus Gelsenkirchen.
"Held der Nordkurve" ist Schalkes Eigengewächs Thilo Kehrer. Ihm gelingt in seinem ersten Derby der späte Ausgleich. Der 20-Jährige findet kecke Worte über Dortmunds Torschützen. Ulrich Hartmann erzählt Kehrers Geschichte.

BAYERN – AUGSBURG 6:0. Hoffnungslos überfordert ist der FCA beim Auftritt in München. Die Bayern wiederum sind weiter gefordert bei der vakanten Besetzung ihres Sportdirektor-Postens. Über Max Eberl verlieren die Bosse kein Wort. Maik Rosner berichtet über "sechs Treffer und eine Absage".
Spieler des Tages ist Robert Lewandowski mit drei Treffern. Und so startet das Torjägerduell mit dem Dortmunder Konkurrenten Pierre-Emerick Aubameyang von Neuem. Matthias Schmid beschreibt Lewandowski: "Artist in engem T-Shirt"

LEIPZIG
DARMSTADT 4:0. Durch den klaren Erfolg gegen den Tabellenletzten beendet der zuletzt erfolglose Aufsteiger Leipzig sein kleines Zwischentief. Der Sieg gegen die im Abschluss unglücklichen Hessen fällt aber zu hoch aus. Cornelius Pollmer berichtet aus Leipzig über "197 Zentimeter Symbolkapital".

FRANKFURT – GLADBACH 0:0. Die Eintracht kommt zu vielen Chancen, vergibt diese allerdings kläglich oder scheitert am starken Torwart Yann Sommer. Der Mann des Tages ist dennoch ein anderer Gladbacher. Tobias Schächter berichtet: "Ich könnte heulen."

FREIBURG – BREMEN 2:5. Werders Thomas Delaney erzielt drei der fünf Bremer Tore und spricht vom "großartigsten Tag in meinem bisherigen Fußballer-Leben". Danach fragt er sich, "ob mein Wikipedia-Eintrag auf dem neuesten Stand ist". Christoph Ruf berichtet aus Freiburg.

HAMBURG
KÖLN 2:1. 2712 Minuten war er ohne eigenes Tor geblieben. Doch in der Nachspielzeit seines 300. Pflichtspiels entscheidet Lewis Holtby die Partie gegen den 1. FC Köln. Es war ein "Date mit der Vergangenheit". Zum Bericht.
  

BERLIN – HOFFENHEIM 1:3. Hoffenheim liefert weiter Spektakel: Nach einem beeindruckenden Auswärtssieg in Berlin, inklusive einer kinotauglichen Verletzungspause, nimmt die TSG Kurs auf die Champions League. Javier Cáceres beschreibt dies als "Fingerzeig nach Europa".

SONNTAG, 15.30 UHR: INGOLSTADT – MAINZ:
Beim akut abstiegsbedrohten FCI wollen die Verantwortlichen die Hoffnung auf die Versetzung vor der Woche der Wahrheit mit den Spielen gegen Mainz, in Augsburg und gegen Darmstadt nicht aufgeben. Maik Rosner beschreibt es so: "Rette sich, wer dran glaubt".

17.30 UHR: LEVERKUSEN – WOLFSBURG:
Die beiden dienstjüngsten Trainer der Liga treffen aufeinander. Tayfun Korkut, 27 Tage im Amt bei Bayer, und Andries Jonker, seit 34 Tagen Wolfsburgs Coach. Sie setzen beide auf Routine, stehen aber weiterhin nahe am Abgrund. Ulrich Hartmann über das Duell: "Lieber gemächlich".
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Zweite Liga
HANNOVER 96 – UNION 2:0: Kleine Korrekturen des neuen Trainers André Breitenreiter verhelfen Verfolger Hannover zum 2:0-Sieg gegen Tabellenführer Union Berlin. Für den Hauptstadt-Klub ist es die erste Niederlage nach zuvor sechs Siegen. Thomas Hahn berichtet vom Spitzenspiel: "Schraubenzieher und etwas Glück".

TSV 1860: Der Münchner Routinier Stefan Aigner beendet beim 1:0 in Düsseldorf seine persönliche Torflaute und damit die miese Auswärtsserie der 60er. Vor dem Spiel gegen Stuttgart sei das ein "wichtiges Signal". Ulrich Hartmann über den Ur-Löwen: "Lieber Weiß- als Blutwurst."
Internationaler Fußball
PREMIER LEAGUE: Klopp feiert, Koeman zetert: Nach dem 3:1 des FC Liverpool über den FC Everton greift der holländische Trainer des Verliererteams den deutschen Coach der Reds und dessen Assistenten an: "Ich mag keine Trainer, die die ganze Zeit auf Schiedsrichter einschreien. Sie sind verrückt." Johannes Kirchmeier berichtet über das 228. Merseyside-Derby.
US-Sport
BASTIAN SCHWEINSTEIGER feiert ein fast perfektes Debüt in der MLS: Der Ex-Bayer trifft beim 2:2 gegen Montreal Impact, dirigiert und wird gefeiert. US-Korrespondent Jürgen Schmieder berichtet aus Chicago: "Erstes Spiel, erstes Tor".
Was noch im Sport geschah
EISHOCKEY: München baut seine Halbfinalführung aus. Dass die Münchner gegen die Eisbären Berlin vor dem DEL- Finaleinzug stehen, ist vor allem das Verdienst ihres Trainers Jackson. Seine Stärken offenbaren die Schwächen seines Gegenübers Uwe Krupp. Sebastian Fischer berichtet aus Berlin: "Was der Don will".

TENNIS: Youngster Nick Kyrgios, der sich jahrelang selbst im Weg stand, scheint seinen Beruf endlich ernster zu nehmen. In Miami bringt er Roger Federer in einer fulminanten Partie an den Rand einer Niederlage. Max Ferstl schreibt über "guten Ärger"
Schlusspfiff
Der Finger behindert mich auf dem Weg nach Europa nicht."  — Hoffenheims Torjäger Sandro Wagner, der sich beim 3:1 in Berlin den ausgerenkten Finger während des Spiels wieder einrenken ließ

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