Der Hamburger SV steigt nach fast 55 Jahren ab

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13. Mai 2018
Die Spieler des Hamburger SV nach dem Abstieg
Liebe Leserin, lieber Leser,

nun ist es also passiert, der HSV ist nach 55 Jahren tatsächlich erstmals aus der Bundesliga abgestiegen, vor der Kulisse von einem zu solchen Anlässen scheinbar inzwischen obligatorischen, lächerlichen Rauchbombengeschmeiße aus der Fankurve. Doch die meisten Zuschauer in Hamburg haben beim am Ende zwecklosen 2:1 gegen Gladbach Applaus gespendet, ein paar haben schöne Plakate gemalt, „Liebe kennt keine Liga“ stand auf einem. Hamburg verabschiedet sich ja gar nicht so hoffnungslos, wie es noch vor ein paar Wochen den Anschein hatte. Unter Trainer Christian Titz, der auch in der zweiten Liga bleiben soll, spielte die Mannschaft tatsächlich wieder so etwas wie Fußball. Aber so beeindruckend das Aufbäumen war, so hochverdient ist am Ende auch Rang 17. Wer daran zweifelt, sollte sich noch mal in voller Länge ein HSV-Spiel aus dem Winter anschauen.

In Wolfsburg schauen sich traditionell eher wenige Menschen die Fußballspiele des örtlichen VfL an, im bislang wichtigsten Spiel der Saison gegen Köln, in dem Wolfsburg immerhin Platz 16 sicherte, blieben reihenweise Sitze leer. Nun spielt Wolfsburg in der Relegation gegen den Zweitliga-Dritten Kiel, der sein und 10000 Zuschauer fassendes Stadion im Aufstiegsfall sehr wahrscheinlich 17 Mal ausverkaufen würde, aber nach jetzigem Stand 17 Mal in eine andere Stadt ausweichen muss, weil 10000 Zuschauer nicht den Standards der Deutschen Fußball-Liga entsprechen. Die DFL verweigerte unter der Woche die entsprechende Genehmigung. 

Sagen wir es mal so: Die 55. Bundesliga-Saison hat nicht immer für den Fußball und seine schönen Seiten geworben, die Causa Kiel steht da ja durchaus für den Trend, lieber wachsen zu wollen, als auf die Menschen zu hören, denen das Spiel am meisten bedeutet, den fußballliebenden Fans. Zudem wurde, rein sportlich betrachtet, mehr gegen als mit dem Ball gespielt, und beim Fußballverhindern standen sich 17 Mannschaften so effektiv im Weg, dass der FC Bayern seit Wochen als Meister feststand.

Aber bevor die Stimmung hier zu schlecht wird, noch einen Rang weiter nach oben in der Tabelle: Der kleine SC Freiburg hat sich als 15. wieder gerettet. Und sah es nicht herrlich sympathisch aus, wie nach einem Kick im englischen Garten, wie die Freiburger den Klassenverbleib auf dem Rasen mit kleinen Tannenzäpfle-Flaschenbieren anstatt riesigen Weißbierhumpen feierten? Der Kabarettist Serdar Somuncu hatte im SZ-Interview vor dem Rückrundenstart gesagt, der Sportclub sei „einer der am besten geführten Bundesligavereine, der sich dem Marktgebaren entzieht, der mit gewisser Loyalität zu seinen Protagonisten steht. Solange der SC Freiburg noch da ist, habe ich den Glauben daran nicht verloren, dass man fairen Fußball anbieten und vermarkten kann.“ Fand ich schon damals ein relativ gelungenes Fazit für einen Gladbach-Fan.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Sonntag und viel Spaß mit dem letzten Newsletter dieser Bundesliga-Saison. In den kommenden Wochen geht es nach DFB-Pokal- und Champions-League-Endspiel dann mit der WM weiter, dann ist Leichtathletik-EM – und dann spielt auch schon wieder der HSV.


Sebastian Fischer, SZ-Sportredaktion
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Der HSV steigt ab, FC Bayern bekommt die Meisterschale
DIE LAGE DER LIGA 
Abschied nach 19 985 Tagen Bundesliga: Der HSV-Abstieg ist das Ende vom Mythos, dass Misswirtschaft und Fehlplanungen bei einem Klub nicht bestraft werden. Deshalb ist er auch eine gute Nachricht. Und: das Protokoll des Abstiegskampfs.

BAYERN – STUTTGART 1:4
Durch die Niederlage beginnt die Meisterfeier der ohnehin routinierten Münchner ähnlich schleppend wie ihr Spiel zuvor. Trainer Jupp Heynckes überholt Otto Rehhagel, denkt aber lieber gleich an seine Abschlussaufgabe. Außerdem: die Einzelkritik. Und die erstaunlichste Geschichte der Saison: Der VfB Stuttgart, im Januar ein Abstiegskandidat, spielt sich am Ende auf Platz sieben - und darf noch von der Europa League träumen.

HAMBURG – GLADBACH 2:1 
Der frühere HSV-Stürmer hält nach dem Abstieg den Kopf oben - und mit ihm Spieler, Trainer und zumindest ein Großteil der Fans. In Hamburg scheint ein neuer Geist zu entstehen. Ein Ende, das sich unrühmlich ins Gedächtnis einbrennt.

WOLFSBURG – KÖLN 4:1 
Wolfsburg sichert sich den Relegationsplatz, weil das Team beim letzten Saisontermin endlich überzeugt. Und vielleicht auch, weil Trainer Bruno Labbadia einem großen Wunsch eines VfL-Fans nachgibt.

HOFFENHEIM – DORTMUND 3:1 
Hoffenheim und Dortmund qualifizieren sich beide für die Champions League - ziehen aber gegensätzliche Saison-Resümees. BVB-Trainer Peter Stöger verkündet seinen Abschied und wirkt erleichtert.

LEVERKUSEN – HANNOVER 3:2
Spiegelbild einer Saison: Auch beim 3:2 gegen Hannover lässt Bayer 04 zu viele Chancen aus. Das kostet den Klub die Champions League.

SCHALKE – FRANKFURT 1:0
Die Eintracht rutscht am letzten Spieltag aus den internationalen Rängen. Um die Saison zu retten, bleibt nur noch die vage Hoffnung auf einen Coup im Pokalfinale gegen Bayern München.

MAINZ – BREMEN 1:2
Das letzte Saisonspiel der beiden bereits geretteten Klubs wird zur Fußballparty in Rheinhessen. Lediglich der zuvor bekannt gewordene Weggang eines Mainzer Talents trübt die Stimmung.

HERTHA – LEIPZIG 2:6
Nach dem furiosen Erfolg in Berlin feiern die Leipziger die zweite Europapokal-Teilnahme nacheinander, was erstmals seit 30 Jahren wieder einem Team gelingt. Der Trainer geht damit gestärkt in die Gespräche über seine Zukunft.

FREIBURG – AUGSBURG 2:0
Durch den Erfolg gegen Augsburg endet die SC-Saison entgegen aller dunklen Erwartungen frühzeitig.
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