Frankfurt gewinnt den DFB-Pokal

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20. Mai 2018
Eintracht Frankfurt jubelt über den Gewinn des DFB-Pokals
Liebe Leserin, lieber Leser,

auf einer Parkbank im Norden Berlins saß kürzlich ein grauhaariger Mann; ein Fernglas hing über seiner Schulter. Er war aus dem nahen Moabit mit dem Rad gekommen und hatte ein Fotoalbum mitgebracht. Vor ihm erstreckte sich eine riesige Wiese. Spaziergänger führten ihre Hunde aus, zwei ältere Frauen in Leggings trabten vorbei.

Der Mann auf der Parkbank, Paul Trüb, zeigte auf die Schiller-Bastion auf der anderen Seite der Wiese, ein wuchtiges Monument für den Nationaldichter. In den Katakomben lagerten früher die Fußballtore: solche von der einfachen, zusammensteckbaren Sorte, zwei Stangen, Netz und Latte, die sie vor jedem Training auf den Rasen trugen. Trüb ist früher regelmäßig im Schillerpark gewesen, als er noch Jugendleiter beim Fußballverein Rapide Wedding war: dem Klub, bei dem Niko Kovac, bis jetzt Trainer von Eintracht Frankfurt, demnächst Trainer des FC Bayern München, mit dem Fußballspielen anfing. Kovac lernte im Wedding den Fußball von der einfachen Sorte. Er lernte, sich gegen Niederlagen zu wehren, zu kämpfen. Kovac konnte das von Anfang an außerordentlich gut. Trüb erzählte davon, während er die Fotos von früher zeigte.

Das DFB-Pokalfinale am Samstag zwischen Frankfurt und München stand im Zeichen der beiden Trainer: Kovac, 46, gegen Jupp Heynckes, 73, Jung gegen Alt, Nachfolger gegen Vorgänger. Die Karriere des einen, Heynckes, endete mit einer überraschenden 1:3-Niederlage gegen den anderen, Kovac. Es waren im Berliner Olympiastadion auch die Fähigkeiten, die Kovac sich damals auf der Wiese im Wedding aneignete und an seine Spieler weitergab, die dazu führten: Die Bayern dominierten die Begegnung nur in wenigen Phasen, weil die bravourös kämpfende Eintracht keinen Fußball der komplizierten Sorte, keine Eleganz zuließ. Sie hielt mit viel Herz und ausgefahrenen Ellenbogen dagegen. Neben dem Doppeltorschützen Rebic war Frankfurts Kevin-Prince Boateng der entscheidende Spieler auf dem Rasen, noch ein Berliner aus dem Wedding.

Der Pokalsieg, sein erster Titel als Trainer, wird Kovacs Start beim FC Bayern erleichtern. Und Heynckes wird auf seinen Bauernhof am Niederrhein zurückkehren, zu seiner Frau, seinem Hund, seinem Fischteich. Er hat schon gesagt, dass er nicht mehr unbedingt jedes Fußballspiel anschauen werde, lieber samstags mal am Nachmittag einschlafen, außerdem habe er genügend Hobbies. Es soll ja tatsächlich gelingen können, den Fußball hinter sich zu lassen. Paul Trüb zum Beispiel, Niko Kovacs früherer Jugendleiter, hat ein neues Hobby: die Ornithologie. Wenn er heute auf der Bank im Schillerpark sitzt, dann, um mit seinem Fernglas Vögel zu entdecken.

Ich wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen und schöne Pfingsttage.


Barbara Klimke, SZ-Sportredaktion
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3:1 FÜR FRANKFURT
Die Eintracht besiegt überraschend den hohen Favoriten FC Bayern. Trainer Niko Kovac verabschiedet sich mit dem DFB-Pokal. Sein neuer Klub verpasst dagegen das erwartete Double und verschwindet verfrüht in die Kabine.

DER DOPPELTORSCHÜTZE VON BERLIN
Nachdem er im Vorjahr nach dem Pokalfinale noch bittere Tränen vergoss, trifft Ante Rebic nun zweimal. Und reißt nach dem Spiel seinen Ziehvater um.

DER FC BAYERN IN DER EINZELKRITIK 
Schiedsrichter Zwayer verweigert Javi Martinez einen Elfmeter. Thiago nimmt seinem scheidenden Trainer die Auswechslung sichtlich krumm. Thomas Müller versucht viel, bewirkt aber wenig.

JUPP HEYNCKES 
Das DFB-Pokal-Finale war das endgültig letzte Spiel von Jupp Heynckes als Trainer. Weggefährten erinnern sich an Biertage bei Athletic Bilbao, seine Haltung zur Friedensbewegung und einen Anruf bei Hermann Gerland.
 
KOMMENTAR
Jupp Heynckes' Karriere endet mit Grandezza, er hinterlässt beim FC Bayern eine große Lücke. Doch Niko Kovac beweist mit dem Pokalsieg, dass er die gesamte Klaviatur des Trainerberufs zu beherrschen scheint.

NIKO KOVAC
Als Trainer des Pokalsiegers kehrte Frankfurts Trainer zu seinen Berliner Wurzeln zurück. Im Stadtteil Wedding lernte er früh, die Ellenbogen einzusetzen.

HASAN SALIHAMIDZIC
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