Bosz vor dem Aus/ Bayern ist Herbstmeister/ Gomez wütet

                                                           
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Liebe Leserin, lieber Leser,
 
über Bildung wird in Deutschland viel zu wenig gestritten, und schon deshalb hat der Fußballer Nils Petersen in dieser Woche im Focus ein lobenswertes Interview gegeben. „Die Fußballbranche ist oberflächlich und wir Fußballer nicht so belesen", sagte der Stürmer des SC Freiburg, 28 und Fußballprofi seit seinem 18. Lebensjahr. „Salopp gesprochen, verblöde ich seit zehn Jahren, halte mich aber über Wasser, weil ich ganz gut kicken kann."

Der ehemalige Fußballer Mehmet Scholl ist 47 Jahre alt und wurde mit 19 Profi. Der von Petersen angesprochene Prozess intellektueller Behäbigkeit könnte bei ihm also im dramatischsten Fall schon seit rund 28 Jahren andauern. Scholl jedenfalls hält sich noch immer prächtig damit über Wasser, dass er früher mal sehr gut kicken konnte. Er kickt im Werbespot eines Versicherers und lächelt im Werbespot eines Autobauers. Er redete außerdem in der ARD solange gut bezahlt übers Kicken, bis es um dopende Kicker ging. Das war Scholl, salopp gesprochen, zu blöd.

Inzwischen redet Scholl nur noch gelegentlich in einer Sendung namens „Mehmets Schollplatten" über Fußball, die irgendwann mitten in der Nacht in Bayern im Radio läuft. Die Sendung nennen manche auch Mehmets Scheuklappen, denn er spricht dort natürlich nur über ihm genehme Themen. Scholls Lieblingsthema sind sogenannte Laptop-Trainer. Die mag Scholl – der sich, was nur noch Fußball-Archivare wissen, auch mal ein paar Monate lang erfolglos als Trainer der Reserve des FC Bayern versuchte – überhaupt nicht. Nun sagte er, dass der deutsche Fußball „sein blaues Wunder" erleben werde mit den „Tedescos" und „Wolfs", jungen Fußballlehrern mit eher akademischem Ansatz also, wie den gerade erfolgreichen Trainern von Schalke 04 und dem VfB Stuttgart. Und in einer Bild-Kolumne stellte Scholl erschrocken fest: „Studenten haben die Nachwuchsleistungszentren und unsere große Liebe, den Fußball, übernommen!"

Da man über Bildung nicht genug streiten kann, ist Scholls Ansatz an sich vielleicht gar nicht mal so verkehrt. So mancher pubertierende Jugendspieler mag tatsächlich etwas an Kreativität einbüßen, wenn er schon als Halbwüchsiger Halbräume bespielen soll, anstatt einfach zu kicken. Trotzdem hatte der VfB-Sportchef und frühere Sportstudent Michael Reschke durchaus recht, als er Scholls Auslassungen, vor allem ob ihrer ruppigen Formulierung, als „Grütze" bezeichnete. Scholl hatte auch mit mindestens gerümpfter Nase gesagt, Jugendspieler könnten „18 Systeme rückwärts laufen und furzen".

Damit wäre nun zu diesem Thema eigentlich schon zu viel gesagt, müsste ich nicht noch mindestens versuchen, den Bogen zum aktuellen Fußball-Geschehen zu spannen – und wäre die Vorweihnachtszeit nicht so geeignet zur Versöhnung, die der Geschichte der Schollschen Grütze bislang fehlt. Folgender Wunsch: Sollte Borussia Dortmund nach dem ganz schlechten Kick gegen Bremen tatsächlich den Trainer wechseln, wie es nun mal üblich ist in dieser „oberflächlichen Fußballbranche" (Petersen), könnte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, ein ehemaliger BWL-Student, Scholl anrufen. Scholl – der sich laut eigener Aussage einst einer „elfmonatigen Gehirnwäsche" unterzog, um den Fußballlehrer-Schein ausgestellt zu bekommen – könnte den Dortmundern ein bisschen altmodisches Kicken beibringen und gleichzeitig Schritt für Schritt seine Angst vor Studenten abbauen.

Schon am kommenden Dienstag würde er in Mainz auf Torwart René Adler treffen, ein BWL-Student, der zum Thema sagte: „Es gibt genug Möglichkeiten, sich auch neben dem Fußball zu bilden." Wenn Scholl mit Dortmund dann im Januar gegen Freiburg und Petersen spielt, könnte Scholl vielleicht schon so weit sein, dass er ein Buch gelesen hat. Oder, da sind mehr Bilder drin, zumindest den Focus.

Ich wünsche Ihnen aus gegebenem Anlass heute ganz besonders viel Spaß beim Lesen.

Sebastian Fischer, SZ-Sportredaktion
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Der 15. Spieltag: Dortmund verliert gegen Bremen
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
DIE LAGE DER LIGA
Hans-Joachim Watzke forderte in der größten BVB-Krise seit Jahren, jeden Stein umzudrehen. Nun sitzen sie verzweifelt vor einem Haufen umgedrehter Steine. Wer auch immer nun die Mannschaft trainieren wird, ist nicht zu beneiden. Dortmund ist ein "Patient mit vielen Krankheiten", kommentiert Martin Schneider.

DORTMUND – BREMEN 1:2
"Eine absolute Frechheit": Nach der wohl schlechtesten Saisonleistung seiner Mannschaft droht Peter Bosz die zweitschnellste Trainer-Entlassung in der Geschichte von Borussia Dortmund. Ulrich Hartmann über das "Ende der Erklärungen".

FRANKFURT – BAYERN 0:1
Nach einem mühseligen 1:0-Sieg in einer ruppigen, umkämpften Partie in Frankfurt ist der FC Bayern zum 23. Mal Herbstmeister. Trainer Jupp Heynckes ist aber nicht zum Feiern zumute. Benedikt Warmbrunn sah "ein einziges Gegrätsche". Matthias Schmid schreibt über Tom Starke, 36, der unverhofft zu seinem 100. Bundesliga-Einsatz kommt - und die Null hält.

LEIPZIG – MAINZ 2:2

Leipzig verschenkt leichtfertig zwei Punkte gegen Mainz 05. Ein spätes Foul an Nationalstürmer Timo Werner bleibt ungeahndet. Cornelius Pollmer harrte für die SZ in eisiger Kälte aus.

GLADBACH – SCHALKE 1:1
Mönchengladbach und Schalke liefern sich einen rassigen Kampf - aber für die brisantesten Szenen sorgt wieder der Video-Beweis.

HAMBURG – WOLFSBURG 0:0
Nach einem 0:0 zum Vergessen klagt Wolfsburgs Mario Gomez seinen Gegenspieler Kyriakos Papadopoulos an. Beim Hamburger Verteidiger sei der "Fair-Play-Gedanke nur minimal" ausgebildet. Jörg Marwedel über die "Wut des Kapitäns".

STUTTGART – LEVERKUSEN 0:2
Die beste Bundesliga-Mannschaft neben dem FC Bayern heißt zurzeit: Bayer Leverkusen. Die Spieler von Heiko Herrlich verblüffen mit Leichtigkeit - und träumen bereits von der Champions League.

SONNTAG, 13.30 UHR: KÖLN – FREIBURG
Für den Tabellenletzten aus Köln steht das nächste Endspiel an. Aber wer soll die Chancen herausspielen? Die Vorschau von Philipp Selldorf.

SONNTAG, 15.30 UHR: HANNOVER – HOFFENHEIM
Der Zustand des Trainingsplatzes wird bei Hannover 96 zum Politikum. Trainer Breitenreiter zufolge haben seine Spieler Angst, dass etwas passiert, wenn sie den Platz betreten.

18 UHR: AUGSBURG – HERTHA BSC
Der FCA will mehr Spieler aus dem Nachwuchs zu den Profis führen. Der Weg von Raphael Framberger ist beispielhaft.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Der Olympia-Ausschluss Russlands
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
DER FASSADENMANN
Wie reagiert IOC-Präsident Thomas Bach auf Russlands gigantischen Doping-Betrug? Mit Pseudo-Sanktionen. Die olympische Idee wird so beschädigt. Doch es ist konsequent für eine den Schein wahrende Organisation. Ein Essay von Claudio Catuogno.
 
 
 
 
 
 
 
 
SIMULIERTE HÄRTE
Das IOC suspendiert Russland? Nicht wirklich. Trotz Staatsdopings darf ein großes Team nach Pyeongchang. Prompt schließt Präsident Putin einen Boykott aus. Die Analyse von Thomas Kistner.
 
 
 
 
 
 
 
 
GESCHÜTZTE RÄUBER
Die Entscheidung des IOC verdient keinen Applaus - nicht nur wegen der vielen Hintertüren. Die komplette Geschichte des Skandals zeugt vom Scheitern des IOC im Anti-Doping-Kampf: Beweise lagen schon 2013 vor. Der Kommentar von Johannes Knuth.
 
 
 
 
 
 
 
 
VERSCHWÖRUNG UND REUE
Russlands Athleten dürfen wegen des Doping-Skandals nur unter neutraler Flagge bei Olympia in Korea mitmachen. Die Moskauer Presse reagiert heftig. Die Presseschau von Julian Hans.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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Geschichten aus dem Wintersport
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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Der Tod von Nachwuchsfahrer Max Burkhart begleitet auch den alpinen Ski-Weltcup. Johannes Knuth fragt: Muss jetzt nicht etwas passieren, weil etwas schiefgelaufen ist, das nie hätte schieflaufen dürfen?
 
 
 
 
 
 
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