64 Stunden Peepshow / Eindrücke vom Rockavaria / München plant Fahrrad-Highways

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Europas erste Peepshow eröffnete 1976 in der Münchner Bayerstraße. Wer nicht (mehr) weiß, was das ist, der kann sich zum Beispiel anhören, wie der bayerische Jimi Hendrix Günther Sigl das Prinzip mal skizzierte: "Jede Stunde möcht' ich bei dir sein / Schon wieder werf' ich eine Münze rein / Doch viel zu kurz ist das Minutenglück / Und ich muss wieder auf die Straße zurück."

(Peep peep.)

Wie wir darauf kommen? Das Stück "New Beginnings" in den Kammerspielen hat das Peepshow-Konzept in Kunst überführt. 50 Darsteller spielten nacheinander 150 Mini-Szenen. Mal raspelt ein Mann eine Zwiebel, Vorhang zu, Vorhang auf, dann räkelt sich eine Meerjungfrau. Vorhang zu, Vorhang auf, nächster. Die Aufführung dauerte von Donnerstagabend bis heute Mittag. Das sind 64 Stunden. Von Minutenglück keine Spur. Meine Kollegen Christiane Lutz und Egbert Tholl waren mehrmals vor Ort und haben ihre Eindrücke protokolliert. 

Sie schreiben: Mitunter war das zäh. Mitunter war das faszinierend. Es hat etwas vom Zappen durchs Fernsehprogramm. Aber "New Beginnings" hat gezeigt: Das Peepshow-Prinzip ist uns heute viel näher. Heute, wo es keine Peepshows mehr gibt, wo man nur noch das Wort hin und wieder wo liest. Denn auch heute sitzen Zuschauer im Dunkeln: vor ihren Computer und Smartphones. Und auf der anderen Seite lassen sich Menschen bereitwillig ins Leben glotzen. Und zwar nicht mal 64 Stunden, sondern permanent.

Haben Sie einen schönen Abend. Viele Grüße aus dem SZ-Turm
Bernhard Hiergeist

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