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gibt es jemanden, der schon eine Weile in München lebt und noch nie auf dem Tollwood-Festival gewesen ist? Kaum vorstellbar. Jeder hat Geschichten darüber zu erzählen, Ehen haben hier begonnen, aber auch weniger dauerhafte Liebschaften. Man weiß von großen Konzerterlebnissen zu berichten, hat hier erstmals ökologisch einwandfreies afrikanisches Fastfood genossen oder ist an einer irgendwie improvisiert wirkenden Cocktailbar grauenhaft abgestürzt. Und es dürfte keinen langjährigen Festivalbesucher geben, der hier noch nicht in einen sintflutartigen Wolkenbruch geraten ist. Es gibt inzwischen ja sogar Gummistiefel mit Tollwood-Emblem.
Jahr für Jahr pilgern um die 900 000 Menschen auf das Gelände im südlichen Olympiapark, um sich zu unterhalten. Sie besuchen Rock- und Popkonzerte mit internationalen Stars, sehen sich unbekannte Newcomer-Bands in den kleinen Zelten an, entspannen in Biergärten oder kaufen peruanische Strickpullis an Fairtrade-Ständen für den nächsten Winter. In diesem Jahr feiert Tollwood sein 30-jähriges Bestehen, es hat eine bewegte, aber fast durchgängig erfolgreiche Geschichte hinter sich. Die Mischung aus Kunst, Kitsch, Kulinarik und Kultur mit ökologischem Hintergrund hat offenbar einen Nerv getroffen. Dabei hat alles sehr klein angefangen, mit einer hölzernen Bühne im Freien und einem eher windschiefen Gastro-Zelt und anfangs vielleicht 20 000 Besuchern, hochgerechnet. Daran können sich nicht mehr allzu viele erinnern. Damals war Tollwood eine eher jugendliche Sponti-Veranstaltung. Für jene, die damals schon dabei waren, ist es heute trotz aller Fortentwicklung nun eine Gelegenheit, an alte Zeiten anzuknüpfen und sich wieder ein bisschen jung zu fühlen, auch wenn die Haare schon grau sind.
Herzliche Grüße aus dem SZ-Hochhaus Franz Kotteder
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