Abschied vom Hockenheimring

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22. Juli 2018
Die Formel 1 gastiert am Hockenheimring
Liebe Leserin, lieber Leser,

fahre in die Welt hinaus, sie ist fantastischer als jeder Traum, heißt es ja. Aber dass diese alte Weisheit  sogar für den Parkplatz in Hockenheim gilt, der ja nun nicht gerade am Ende der Welt gelegen ist, diese Erkenntnis kann einen schon mal vor Überraschung fast aus dem Shuttlebus hauen.

Der Shuttlebus in Hockenheim ist ein Kleintransporter, vorne sitzt der Fahrer, hinten gibt es vier gemütliche Sitze, die sich auch während der Fahrt um 360 Grad drehen lassen, weswegen es sich im  Shuttlebus in Hockenheim schnell so anfühlen kann, als sei man auf der Kirmes. In der Regel sitzen auf den anderen drei Sitzen Journalisten, manchmal auch Fotografen. Niemals sitzen dort wichtige Menschen, die sich bei einem Formel-1-Rennen an einem großen Schild erkennen lassen, das ihnen um den Hals baumelt und auf dem „VIP“ steht. VIPs  fahren in der Regel mit dem Bus auf dem draußen in riesengroßen Buchstaben geschrieben steht: „VIP“.       

Doch begab es sich, dass am Freitag, als der Reporter den Bus in Hockenheim bestieg, zwei VIPs ihm gegenübersaßen: ein Mann und eine Frau. Sie redeten in einer Sprache, die dem Ohr sehr fremd erschien, und doch ließ sich gut raushören, dass der Mann unaufhörlich einen guten Witz nach dem nächsten erzählen musste, weil die Frau gleich neben ihm gar nicht aufhören konnte zu kichern.

Nun muss man wissen, dass die Zeit kaum Spuren hinterlassen hat im Gesicht von Rauno Bottas, diesem 57-jährigen Glatzkopf aus Ruotsinpyhtää in Finnland. Und weil auf Rauno Bottas‘ VIP-Schild ansonsten nur vermerkt war, dass er ein „Guest of Valtteri Bottas“ sei, fragt man halt vorsichtig ins permanente Witzeerzählen und Gekicher hinein, ob er womöglich ein Bruder von Valtteri Bottas sei? Sofort hört  Rauno Bottas auf mit dem Witzeerzählen, er fängt jetzt selbst an zu kichern, als sei die Frage ihrerseits ein  guter Witz gewesen. „No, no my friend, I am Valtteri‘s father.“

Schön und gut, Valtteris Vater, da habe er sich aber gut gehalten, wirft man ein. Und auch ansonsten gäbe es ja noch eine zweite Auffälligkeit. Ob der Eindruck täusche, dass Valtteris Vater allein in den vier Minuten im Shuttlebus mehr Witze erzählt habe als Sohn Valtteri in seinem ganzen Leben? Rauno Bottas lacht, satt und tief, als habe er irgendwo in seinem Hals eine Regentonne als Klangkörper deponiert. No,no, das sei wirklich so. Valtteri sei ein sehr ernster Sohn, immer schon gewesen. Der Vater wisse auch nicht, von wem er das geerbt habe. Aber, hey! Valtteri sei ja wohl immerhin noch viel lustiger als Kimi Räikkönen, der Finne bei Ferrari! Hehehe!

Man probiert es mit einer sehr ernsten Frage. Ob er denn bei jedem Formel-1-Rennen dabei sei? No, no, lacht Rauno Bottas. Nur in Melbourne sei er gewesen, beim ersten Rennen in dieser Saison. Weil sich die Reise lohnt. Dass er jetzt hier sei in Hockenheim,  liege daran, dass ja heute die Vertragsverlängerung von Valtteri bekanntgegeben wurde. Die ganze Reise habe er sehr kurzfristig planen müssen. Auch Valtteri habe schließlich erst  vor drei, vier Tagen erfahren, dass Mercedes in Hockenheim den neuen Vertrag verkünden werde.

Der Shuttlebus ist am Ziel, man steigt aus. Mit einer ganz netten Information. Und einem Lachen. 


Philipp Schneider, SZ-Sportredaktion
Formel 1: Grand Prix in Hockenheim
KOMMENTAR
Die Formel 1 gastiert zum vermutlich letzten Mal in absehbarer Zeit in Hockenheim. Es haben sich zwei Rennfahrerwelten auseinandergelebt: die der Kurpfälzer - und die der milliardenschweren Rennserien-Eigner.

HOCKENHEIM 
Wenn am Sonntag am Hockenheimring die Zielfahne geschwenkt wird, verabschiedet sich Deutschland fürs Erste als Austragungsort aus der Formel 1. Die Rennserie ist für die traditionellen Strecken zum finanziellen Risiko geworden.

QUALIFYING
Die nächste Panne für Mercedes: Lewis Hamilton wird beim Qualifying für den Großen Preis von Deutschland von einem Hydraulikfehler gebremst. Rivale Sebastian Vettel rauscht auf die Pole Position - mit Streckenrekord.

WELTMEISTER
Die Verhandlungen zwischen Mercedes und Lewis Hamilton zogen sich ewig hin, jetzt verlängert er nur bis 2020. Nicht nur der Engländer fragt sich offenbar, in welche Richtung sich die Formel 1 entwickelt.

HERAUSFORDERER
Vor dem Start am Hockenheimring erklärt Sebastian Vettel im SZ-Interview (SZ-Plus), warum die Fahrer kaum noch miteinander reden, was er noch erreichen will - und weshalb er lieber wieder mit einem Gangknüppel schalten würde.
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"Sobald einer zu dieser Equipe stößt, kann er plötzlich alles dominieren. Wenn meine Großmutter bei Sky fahren würde, sie würde vermutlich die Tour gewinnen." - Radsportfan Jules über das bei der Tour de France dominierende britische Team Sky in der französischen Zeitung L'Équipe.
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