Hamburg glaubt an das Wunder

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29. April 2018
HSV-Torschütze Lewis Holtby
Liebe Leserin, lieber Leser,

neulich, beim Durchstöbern der neuesten Wichtigkeiten und Nichtigkeiten in den sozialen Netzwerken, las ich, wie alte Fußballfreunde und deren Freundesfreunde von einem ihrer früheren Trainer schwärmten. Von einer Ehre, von diesem Mann zu lernen, stand da etwas. Von Sprungtraining. Von Koordinationstraining mit Dreiecken, was auch immer das bedeuten mag. Und von "haufenweise Spielformen", was für gute Ideen und Kreativität spricht. Die Rede war von einem Trainer, der vor rund neun Jahren ein halbes Jahr lang die Mannschaft von Viktoria Köln in der A-Jugend-Bundesliga betreute. Schön, dachte ich, dass Christian Titz nun eine Chance in der Profi-Bundesliga bekommt. Aber den HSV würde er wohl auch nicht mehr retten können. Dachte ich.

Rund eineinhalb Monate später scheint Titz tatsächlich kurz davor zu sein, den HSV noch in der ersten Liga zu halten. Nach dem 3:1-Sieg in Wolfsburg hat Hamburg nur noch zwei Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz, wo der FSV Mainz 05 punktgleich hinter Wolfsburg kauert. Bei Letzteren handelt es sich sehr wahrscheinlich um die derzeit schwächsten Mannschaften der Liga, beim HSV um das Team mit Momentum. Nicht wenig spricht für den Klassenverbleib. Die Frage ist: Darf man das jetzt gut finden? Sollte man das vielleicht sogar ungerecht finden?

Wir haben in den vergangenen Monaten im Sportteil der SZ in unzähligen Geschichten, Analysen und Kommentaren die Verfehlungen des HSV aufgelistet und hatten wahrscheinlich doch nicht genügend Platz für den ganzen Wahnsinn, für jeden Spielerkauf, der sich als wirkungslos entpuppte und jede falsche Management-Entscheidung. Die Gewissheit reifte, dass Hamburg den ersten Abstieg der Klub-Geschichte schon irgendwie ziemlich verdient hätte. Und nun?

„Der Dino wird wahrscheinlich noch so lange im Status eines Erstliga-Maskottchens herumwatscheln, bis die apokalyptische Prophezeiung der Cree-Indianer eintritt, also der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist. Womöglich gehört der HSV neben Ratten und Tauben sogar zu den Spezies, die einem Atomkrieg widerstehen könnten, notfalls in Relegationsspielen“, schreibt mein Kollege Philipp Selldorf im Kommentar zur Lage der Liga. Rationale Erklärungen für den Hamburger Aufschwung in den vergangenen Wochen sind schwer zu finden. Wenn, dann am ehesten bei Trainer Titz, der einer zaghaft verteidigenden Mannschaft mutiges Angreifen aus Eigeninitiative beibrachte. Vielleicht mit Sprungtraining, Dreiecken und haufenweise Spielformen.

Einer meiner Sozialnetzwerk-Freunde zog übrigens vor eineinhalb Monaten unter seinem Beitrag das Fazit, der HSV sei nun, mit Titz, endlich sympathisch. Muss jeder selber wissen.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Sonntag.  


Sebastian Fischer, SZ-Sportredaktion
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DIE LAGE DER LIGA 
 Wer den HSV zum Absteiger erklärte, hat sich zu früh gefreut. Denn der Verdacht, der für viele Fans nach großer Ungerechtigkeit klingt, scheint sich zu erhärten: Hamburg hat die Unsterblichkeit gepachtet.

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WOLFSBURG – HAMBURG 1:3 
Der Hamburger SV könnte sich schon wieder als unkaputtbar erweisen: Gegen Wolfsburg gewinnt das Team. Für Torschütze Lewis Holtby liegt der Hauptgrund für den Aufschwung bei Trainer Christian Titz.

FREIBURG – KÖLN 3:2 
Ein Spielverlauf wie das Drehbuch einer ganzen verfluchten Saison: Nach der Niederlage in Freiburg steht der 1. FC Köln endgültig als Absteiger fest. Die Spieler schauen trotzdem nach vorne.

LEVERKUSEN – STUTTGART 0:1 
Eine Chance, ein Tor, ein Sieg: Weil Aufsteiger VfB Stuttgart unerhört effizient agiert, rutscht Leverkusen aus den Champions-League-Rängen. Die Schwaben hingegen träumen von der Europa League.

SCHALKE – GLADBACH 1:1 
Der FC Schalke ist der ersten Champions-League-Teilnahme seit vier Jahren nahe. Trainer Tedesco lobt sein lange dezimiertes Team und bindet sich langfristig an den Verein - allerdings erst einmal nur mündlich.

BERLIN – AUGSBURG 2:2 
Durch zwei Treffer in der Schlussphase erhält sich die Hertha die Chance auf einen Europacup-Platz. Davon will Trainer Pal Dardai jedoch nichts wissen. Er setzt stattdessen zu einer Grundsatzrede an

HOFFENHEIM – HANNOVER 3:1 
Serge Gnabry hat sich mit einer starken Rückrunde ins Blickfeld des Bundestrainers gespielt. Doch seine Muskelverletzung im Spiel gegen Hannover dürfte seine WM-Träume beenden

SONNTAG, 15.30 UHR: MAINZ – LEIPZIG 
Trainer Schwarz fordert "Fanatismus" nach schwachen Auftritten, Sportvorstand Schröder greift bei der Kaderplanung daneben. Die Mainzer belasten viele Probleme, die sie im Schlussspurt nicht mehr lösen können.

18 UHR: BREMEN – DORTMUND 
Peter Stöger lobt die Trainingsleistungen des zuletzt auf die Tribüne verbannten BVB-Kapitäns. Doch der Dortmunder Trainer sagt auch: "Ich sehe keinen Anlass, etwas zu ändern."
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