Sollte der Newsletter nicht angezeigt werden, klicken Sie bitte hier. | | | | | | | | Liebe Leserin, lieber Leser, | es gibt im Fußball ja längst keine Märchen mehr. Deshalb ist es immer besonders schön, die alten Märchen zu hören. 24. März 1965, Viertelfinale im Europapokal der Landesmeister. Zweimal hatten sich der FC Liverpool und der 1. FC Köln schon gegenübergestanden, zweimal 0:0, es gab noch kein Elfmeterschießen, deshalb brauchte es ein Entscheidungsspiel auf neutralem Boden, in Rotterdam. Schon das Spiel war ein Spektakel, 1:0 St. John, 2:0 Hunt, 2:1 Thelen, 2:2 Löhr. Noch ein paar Namen, weil es so schön ist: Der Trainer der Reds war der unerreichte Bill Shankly, im Kölner Tor stand Toni Schumacher und vor ihm verteidigte Fritz Pott aus Köln-Zollstock. In der Verlängerung fielen keine Tore, deshalb musste die Münze entscheiden. Das Bild, wie Schiedsrichter Robert Schaut und hinter ihm die Mannschaftskapitäne, Ordner mit Matrosenmützen und Journalisten die Flugbahn der Münze verfolgen, ist wohl eines der schönsten Fotos der Fußballgeschichte. Und dann blieb die Münze waagerecht im sumpfigen Rotterdamer Rasen stecken. Thomas Tuchel, dies vielleicht mal zum Vergleich, hat sich neulich in Augsburg darüber beschwert, der Rasen sei stumpf gewesen: Da sei es schwierig, in die Zweikämpfe zu kommen. Damals hat sich Wolfgang Weber in einem Zweikampf das Wadenbein gebrochen und weitergespielt. Doch diese Geschichte klang für mich, als mein Vater, ein FC-Fan, sie mir das erste Mal erzählt hat, aus einem ganz anderen, viel simpleren Grund unwahrscheinlich: Der 1. FC Köln? Im Europapokal? In weißen Trikots, so wie die von Real Madrid? Habe ich damals, als der FC in orangenen Trikots im Tabellenkeller herummurkste, nicht geglaubt. Und entschied mich als Achtjähriger in den Neunzigerjahren für die Bettwäsche vom damaligen Deutschen Meister Borussia Dortmund (in der ich heute nicht mehr schlafe, Anm.). Nun, 52 Jahre nach dem Münzwurf von Rotterdam und 25 Jahre nach dem letzten internationalen Auftritt des Effzeh, hat sich der Klub als Fünfter wieder für den Europapokal qualifiziert. Alle Leser, die heute vor allem die Entscheidungen in Hamburg und Hoffenheim im Kampf um den Klassenerhalt oder Jubel und Abschiedstränen beim FC Bayern interessieren, seien beruhigt – die stehen weiter unten. Doch die bessere Geschichte spielt in Köln. Es gibt wohl keine Stadt in Deutschland, die sich Europapokalabende mehr gewünscht und verdient hat in den vergangenen Jahrzehnten. In den abenteuerlichen Jahren zwischen erster und zweiter Liga war Europa nichts weiter als ein absurder Wunschtraum, den nur die Tore von Prinz Poldi ab und zu nährten. Und selbst in dieser Winterpause machte sich Trainer Peter Stöger noch darüber lustig. „Europa? Mit der Gurkentrupp'n?", fragte er in einer Videobotschaft vor Weihnachten ironisch. Nun ist es also tatsächlich wahr. Es ist für Kölner immerhin so eine Art Märchen. Vielleicht gibt es sie also doch noch, die Fußball-Märchen. Jedenfalls für jene, die das Spiel manchmal durch Vereinsbrillen betrachten. Ein Märchen, hieß es zum Beispiel am Samstag in Hamburg, sei auch das 2:1 durch Luca Waldschmidt für den HSV gegen Wolfsburg - ausgerechnet einen Tag nach seinem Geburtstag. Und es soll ja sogar Menschen in Leipzig geben, die es ein Märchen nennen, dass RB demnächst in der Champions League spielt. Ich wünsche Ihnen einen schönen Sonntag - und viel Spaß beim Lesen der aktuellen Ausgabe "Sport am Wochenende", der letzten dieser Bundesligasaison. In den kommenden Wochen geht es dann nicht mehr so oft um Fußball. Sebastian Fischer, SZ-Sportredaktion | | | | | | Der 34. Bundesliga-Spieltag | | | | | | | Der ganze Sport am Wochenende | | | | | | | | | | | Alles zum 34. Bundesliga-Spieltag, alles zum Finale in der 3. Liga, alles zur Eishockey-WM. Die digitale Ausgabe "Sport am Wochenende" erscheint samstags ab 22 Uhr für alle SZ-Plus-Abonnenten. Jetzt lesen oder kostenlosen Testzugang sichern. | | | | | | | | | | | | „Europapokal, das ist Wahnsinn. Das kennen wir in Köln ja nur aus Erzählungen unserer Großväter." - Kölns Torhüter Timo Horn im Kölner Freudentaumel - zuletzt war der FC vor 25 Jahren international vertreten. | | | | | | Diesen Newsletter empfehlen: | | | | | | | | | |