Sollte der Newsletter nicht angezeigt werden, klicken Sie bitte hier. | | | | | | | | Liebe Leserin, lieber Leser, | in dieser Woche musste ich wieder an das Kopfnicken denken, das in den Sommermonaten vor rund 15 Jahren so viele meiner Nachmittage prägte. Die Nachmittage sahen so aus, wie es ein Kollege der Zeit neulich schön beschrieben hat: „Was haben wir alle an Lebenszeit an ihn verloren, an Ulle, unseren strampelnden Superhelden, wie viele kostbare Stunden an heißen Julitagen im abgedunkelten Wohnzimmer. Während draußen Menschen zum See fuhren, Eis essen gingen, sich verliebten, ja: lebten." Während alle immer von Jan Ullrich redeten, habe ich die Tour de France immer wegen Erik Zabel geschaut, der im Takt seiner Tritte in die Pedale mit dem Kopf nickte, immer schneller wurde, an allen vorbeisprintete, ins Grüne Trikot. Nicht Ulle sondern Ete nahm einen prominenten Platz ein in der Reihe meiner Bravo-Sport-Posterhelden. Es wollte damals ja niemand ahnen, dass auch er sich diesen Platz mit Doping erpfuscht und erlogen hatte. Das Geständnis stand 2013 übrigens in einem doppelseitigen Interview in der SZ, das noch immer sehr lesenswwert ist. An Zabels Kopfnicken musste ich denken, weil Marcel Kittel bei der Tour nun seine Etappen Nummer zehn, elf und zwölf gewann – und damit Erik Zabel als deutschen Rekordsieger einholte. Kittel nickt beim Sprinten zwar nicht so schön, man darf ihn trotzdem mit gebotener Vorsicht als besseren Zabel bezeichnen. Denn im Gegensatz zu seinem zu spät geständigen Vorgänger, spricht Kittel offener über Doping. „Dass das große Thema angesprochen werden muss, das muss so sein", hat er mal gesagt. Mein Kollege Johannes Knuth, der für die SZ im Tour-Tross unterwegs ist, erklärt in der aktuellen Ausgabe „Sport am Wochenende" Kittels Erfolg. Und hier erklärt er, welche Begleitumstände das Erklären manchmal hat. „Bei der Tour de France fühlt man sich ständig ein wenig verloren. Jeder Tag führt den Reporter auf eine neue Route, die einen zum nächsten Etappenziel lenkt. Dort wartet ein neues Hotel, das zwar im digitalen Buchungsportal üppig bebildert und gepriesen wurde, dem Navigationsgerät des Autos aber leider nicht bekannt ist. Manchmal fährt man nach einem langen Tag auch noch in ein Teamhotel, zum Beispiel, wenn Marcel Kittel mal wieder eine Etappe gewonnen hat. Derartige Besuche sind oft informativ, doch die Freude über die ergatterten Wortspenden verebbt schnell, wenn man um 21:10 Uhr im einzigen Hotel des Ortes eintrifft – und das darin beherbergte, einzige Restaurant des Ortes leider nur bis 21 Uhr geöffnet hat. Oft ergibt sich aus diesem Dilemma aber auch Schönes: Wenn man einen Tag später um 23 Uhr im einzigen Gästehaus einer Kleinstadt mit fünf Straßen und null Restaurants eintrifft – das Ehepaar, eine Priesterfamilie, den ausgehungerten Gast aber ausnahmsweise doch noch bekocht. Die Gastgeberin fragt geschmackliche Vorlieben ab, man nickt eifrig, auch wenn das eingestaubte Schulfranzösisch nicht ausreicht, um wenigstens Grundzüge der Menüfolge zu verstehen. Während es in der Küche klappert, fragt man sich kurz, ob man vielleicht gerade einen Bausparvertrag bestellt hat, aber dann kommen die Gastgeber mit Salat, Baguette, Fisch und Pizza. Und mit einem Tonkrug, den der Priester mit deutschem Bier befüllt. Er hat ihn bei einem Besuch im Kloster Murnau erstanden, erzählt er stolz. Dann fühlt man sich plötzlich gar nicht mehr verloren. Sondern zu Hause." Für mehr Eindrücke abseits der Tour kann ich Ihnen empfehlen, dem Kollegen auf Instagram zu folgen. Aber nun wünsche ich Ihnen erst mal viel Spaß beim Lesen und einen schönen Sonntag – vielleicht ja im abgedunkelten Wohnzimmer vor dem Fernseher. Sebastian Fischer, SZ-Sportredaktion | | | | | | | | Der ganze Sport am Wochenende | | | | | | | | | | | Alles zur Tour de France, alles zum Tennis in Wimbledon, alles zum Fußball-Transfermarkt. Die digitale Ausgabe "Sport am Wochenende" erscheint samstags ab 22 Uhr für alle SZ-Plus-Abonnenten. Jetzt lesen oder kostenlosen Testzugang sichern. | | | | | | | | | BRASILIEN: Zum dritten Mal jährt es sich, dass Deutschland gegen Argentinien die Fußball-WM gewann. Der legendäre Ort, an dem dies geschah, fristet eine traurige Gegenwart: Maracanã ist eine Geldvernichtungsmaschine. Boris Herrmann, Südamerika-Korrespondent der SZ, über den "Tempel für das Opa-Derby". Und SZ-Fußballchef Christof Kneer beschreibt die Laufbahnen der deutschen Helden des Endspiels von 2014, André Schürrle und Mario Götze: "Einmal Karriere und zurück". INTERNATIONALER FUSSBALL: Der Cheforganisator der Fußball-WM 2018, Alexej Sorokin, spricht im Interview mit Johannes Aumüller über die Stimmung beim Confed Cup, den schwelenden Korruptionsverdacht und die neuen Doping-Gerüchte: "Jeder hat seinen eigenen Blick auf die Welt" (SZ-Plus). TRANSFERMARKT: Er geht, er geht nicht, er geht doch: Kölns Stürmer Anthony Modeste zieht es im zweiten Versuch nach China, für 35 Millionen Euro. Die Asiaten gingen auf Forderungen des Bundesligisten ein. Philipp Selldorf zeichnet die beispiellose Posse nach. Derweil will Manchester United umgerechnet 85 Millionen Euro für Romelu Lukaku bezahlen, wie Katharina Brumbauer schreibt. Ob Fußballer so viel Geld tatsächlich wert sind? Darüber hat Christopher Gerards mit einem Wissenschaftler gesprochen, der es ausgerechnet hat. BUNDESLIGA: Nach einer debattenreichen Sommerpause steht fest: Der HSV legt seine Sparpläne ad acta und bleibt dem alten Personalkurs treu. Teure Einkäufe wie Papadopoulos und Pollersbeck sollen in bessere Zeiten führen. Jörg Marwedel mit einer Geschichte über den "Hamburger Anspruchs-Verein". REGIONALLIGA: Am Donnerstag beginnt die Saison für den TSV 1860 - in Liga vier. Wie konnte er so tief fallen? Das ganze Dilemma haben Johannes Kirchmeier, Christoph Leischwitz, Markus Schäflein und Philipp Schneider noch einmal aufgeschrieben: "Meppen, Kioyo, Watschn". Derweil gewannen die Löwen am Samstag ihr letztes Testspiel vor dem Saisonstart - aber warten noch auf den Abschluss eines wichtigen Deals mit ihrem Trikotsponsor. | | | | | | | | | Diesen Newsletter empfehlen: | | | | | | | | | |